China war für uns von Anfang an nur ein Transitland, um von Norden her Afghanistan zu umfahren und über den legendären Karakorum Highway durch Pakistan nach Indien zu gelangen.
Die ganze China-Visa Geschichte war sehr nervenaufreibend.
Es war Donnerstag, wir sind bereits um 8 Uhr morgens vor der chinesischen Embassy, um unseren Visaantrag abzugeben. Wir haben alle Dokumente komplett, plus eine Kopie des "Invitation Letter" von China. Um 9.15 Uhr wurden die Türen geöffnet. Schnell gaben wir die Papiere ab, um einige Minuten danach zu erfahren, dass die Embassy den Antrag nicht annimmt, da sie den originalen Invitation Letter benötigen. Mist!! Den hatten wir nicht. Wissend, dass die Botschaft ab Freitag keine Aufträge mehr annimmt, da sie für 8 Tage China-Holiday haben, fuhren wir genervt zu unserem Gasthaus zurück.
Somit mussten wir diese 8 Tage in Bishkek warten. Wir nahmen Kontakt zu unserer chinesischen Agentur auf und melden, dass wir dringend den original Invitation Letter für den Visaantrag benötigten. Pünktlich um 7 Uhr morgens mussten wir am Flughafen von Bishkek stehen, um unseren Invitation Letter, der per Privat-Passagier reiste, entgegenzunehmen. Wegen den chinesischen Ferien gab es keine andere und schnellere Lösung. Es hat geklappt, wir haben den Brief erhalten. Wir sind überglücklich.
8 Tage später standen wir erneut um 6 Uhr vor der chinesischen Botschaft, um als Erste unsere Papiere abzugeben. Frohen Mutes gaben wir die Dokumente ab. Es dauerte wieder einige Minuten, als es hiess, dieser Invitation Letter sei nicht original, sie könne den Antrag nicht annehmen. Wir dachten, wir hören nicht richtig!! Immer wieder erläuterten wir, dass sei der originale Brief, eingeflogen per Flugzeug. Die Lady von der Botschaft konnte auch keine genaueren Angaben machen, was den fehlte oder falsch sei an dem Brief. So vergingen Stunden um Stunden, wir warteten und warteten...Es ist 18 Uhr abends, die Botschaft wurde geschlossen, der Wachmann musste uns rauswerfen.
Wir wussten, dass auf der China Embassy in Bishkek seit kurzer Zeit ein neuer Konsul arbeitet, der den Prozess der Visa-Anträge für Selbstfahrer in China anscheinend nicht kennt. Zudem hiess es, dass wir die Visa über eine lokale Agentur beschaffen müssten. Die lokale Agentur (Miss Liu) hat den Prozess jedoch nicht gekannt und gemeint, es sei unmöglich China mit dem eigenen Fahrzeug zu bereisen. Unsere Agentur in China, Mr. Abdulrahman (Xinjiang Silk Road Adventures China KS) welche unsere Permits organisiert und den Guide bereitstellt, war sehr hilfsbereit und hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Miss Liu und die China Embassy zu überzeugen, dass es doch möglich ist. Nachdem wir noch einmal zum Flughafen gefahren sind, um neue versiegelte Dokumente entgegenzunehmen, haben wir dann schlussendlich die Visa nach 4 Tagen erhalten. Sogar der Wachmann strahlte, als er erfuhr, dass wir nun die Visa haben!
Die Kommunikation war extrem schwierig, da die Embassy keine E-Mails und kein Fax empfängt. Telefonate werden in der Regel nicht entgegengenommen und Englisch sprach da so gut wie keiner.
Die Ausreise von Kirgistan verlief wie gewohnt freundlich, unkompliziert und schnell!! Die Einreise nach China über den Torugart Pass hat einen ganzen Tag gedauert und viele Nerven gekostet. Am ersten Posten wurden unsere Pässe eingezogen und für Stunden wussten wir nicht, wer unsere Pässe hat und wo sie sind und ob wir sie je wieder erhalten. Die Chinesen sehen für uns ja alle gleich aus... so wussten wir nicht mehr genau, welcher der vielen grünen Männchen sie eingezogen hatte. Warten ist angesagt!
Am 2. Grenzposten von China warten wir auf den obligatorischen, chinesischen Guide. Eine halbe Stunde verspätet, steigt eine schlaksige Gestalt aus einem PKW aus. In gutem Englisch spricht er uns an! Es ist unser Guide. Zu unserem Glück machte vor 10 Minuten die Grenze zu, Lunchtime ist angesagt :-( Weiteres Warten! Eine Stunde später kommen wir endlich durch und unsere Pässe erhalten wir auch zurück :-) Einige Kilometer fahren wir auf schlechter Teerstrasse durch bergige, schöne Landschaften auf einer Höhe von knapp 3000 Meter. Wir kommen nun endlich an den Hauptzoll. Da läufts total chaotisch ab!
Ein Uniformierter befiehlt Nicole den Kühlschrank zu öffnen und meint, dass er alles beschlagnahmt. Zuerst dachten wir es sei ein Witz! Aber er wiederholte sich und diesmal hieß es: alles ab in den Abfall!! Gemüse, Milch, Eier, Tilsiterkäse, Thomy-Mayonnaise und das Schlimmste kommt noch!!! Unser Bündnerfleisch!!!! Das leckere Bündnerfleisch, das wir von Nickys Vater erhielten, mussten wir da lassen. Nicole hat darum gekämpft und gefleht, um ein Haar hätte sie es mit dem Beamten verscherzt.
Die Mayonnaise konnte Nicole in einem unbemerkten Moment in Roys Finken verschwinden lassen!! Hihihi... auch die Hälfte des Bünderfleisches wollte Nicky noch verstecken, leider ohne Erfolg, denn Roy fand dies zu riskant!! :-(
Wir mussten noch im hochoffiziellen Büro antraben und erhielten eine letzte Warnung, dass wir die ''China Rules'' sofort zu akzeptieren haben, ansonsten wird uns die Einreise auf immer verwehrt. Wir entschuldigen uns für unser Fehlverhalten und hofieren dem Chefbeamten, damit uns dieser nun endlich passieren lässt.
Am Abend erreichen wir todmüde Kashgar, wo wir im Seman Hotel einchecken. Die Hotelpreise in Kashgar sind nach unserer Meinung für einen Service, der zu wünschen übrig lässt, total überteuert. Keine heisse Dusche, Internet funktioniert nicht, Toilette kaputt und zum Frühstück nur chinesiche Nudeln.
Unser Guide zeigt uns am nächsten Tag die Altstadt für eine zusätzliche Gebühr, welche eigentlich bereits bezahlt sei, dachten wir!!?? In China haben wir das Gefühl überall abgezockt zu werden. Sogar unser Guide probiert es immer wieder, irgendwo noch zusätzlich etwas Geld von uns locker zu machen.
Nach zwei Tagen Kashgar geht es auf dem Karakorum Highway weiter nach Tashkurgan, die letzte Station, bevor es endlich nach Pakistan geht. In Tashkurgan ist das reservierte Hotel bei unserer Ankunft bereits ausgebucht. Nicht, dass wir nicht schon genug genervt sind, weil wir unseren Gandalf über Nacht im Zollfreiamt stehen lassen müssen, sondern auch unser Guide will uns wieder mal ein Schnippchen schlagen und reserviert kurzerhand ein total überteuertes Zimmer, ohne Heizung und Wasser, in einem ekelerregendem Hygiene-Zustand. Wir sind genervt und verlangen ein sauberes Zimmer zu einem angemessenen Preis. Nach langem Hin und Her erklärt er sich bereit, uns ein neues Zimmer zu suchen und verzichtet auf seine gewohnte Hotelkommission. Wer sucht der findet..... ein kleines Hotel, beheizt, sogar Wasser ist vefügbar, und das alles zu einem angemessenen Preis.
Die chinesischen Grenzformalitäten, die im Zollamt von Tashkurgan abgewickelt werden, verlaufen relativ problemlos, auch wenn wir viel Geduld zeigen müssen. Unsere Pässe werden extrem genau und lange geprüft. Viele Beamte vergleichen immer wieder unsere Passfotos mit unseren Gesichtern. Nach zwei Stunden sind wir endlich durch und werden dann nochmals um Geduld gebeten, bis sich ein chinesischer Grenzbeamter bereit gemacht hat, um mit uns bis zur eigentlichen Grenze mitzufahren. Der Grenzübergang zu Pakistan auf dem Kunjerab Pass auf 4722 Meter ü. Meer präsentiert sich uns als wunderschöne verschneite Berglandschaft.